Kommentar: „Frech und Unfair“
Ein Kommentar von Daniel Rubisoier
„Der Radsport verbindet Menschen. Doch das hemmungslose Unterstellen von Doping schadet dem Radsport fast so wie es das Doping selbst tut. Natürlich gibt es schwarze Schafe – sowohl unter den Topfahrern als auch unter den restlichen Teilnehmern. Auch ich habe mich früher insgeheim gefragt, wie beim Ötztaler eine Zeit von unter 7:15 Stunden möglich sein kann. Doch es gibt immer Ausnahmetalente. Dazu weiß ich von Teilnehmern mit einem Zeitergebnis von unter 7:15 Stunden, die sich ohne Vollzeitarbeit nebenher akribisch auf den Ötztaler vorbereitet haben und professionelles Training bereits über Jahre hinweg betreiben.
Frustrierend ist, dass Rundumschläge und Unterstellungen in der Anonymität des Internets passieren. Dort wird ohne Hemmungen ausgeteilt. Ein gutes Beispiel für solche respektlosen Behauptungen ist die Diskussion über die Leistung von Bernd Hornetz. Er hat sich seit Anfang des Jahres voll und ganz auf den Ötzi konzentriert, trainierte akribisch und in sehr hohem Zeitumfang. Dazu ist manchmal gerade bei solchen Rennen auch etwas Glück von Nöten, um die richtige Gruppe zu erwischen und sich nicht von falschen Fahrern ziehen zu lassen. Ein Ausdauertalent ist Bernd ohnehin und so ist für mich seine Leistung nachvollziehbar. Ob der Sieger nachgeholfen hat oder nicht, kann natürlich ohne Kontrollen letztendlich nicht festgestellt werden. Dies rechtfertigt aber keine Behauptungen, die nicht nur an Rufmord grenzen, sondern darüber hinausgehen. Rufmord an einem Sportler – und am gesamten Radsport. Für mich ist die Leistung des Ötztaler-Siegers eine Motivation in dem Bewusstsein, dass ich noch viele Jahre vor mir haben kann. Meiner Meinung nach sollte dem Radsport zuliebe umgedacht werden und gute Leistungen nicht zwangsläufig mit Doping in Verbindung gebracht werden. Als Trainer weiß ich, dass es unterschiedliche Talente gibt und unterschiedliche Typen – einige wenige Sportler bringen mit weniger Training dieselben oder bessere Leistungen als andere, die viel mehr trainieren. Es gibt viele Parameter, die bei sportlichen Leistungen eine Rolle spielen. Die genetischen Voraussetzungen zum Beispiel. Die eigene Leistung aber mit der Leistung eines erfolgreicheren Sportlers zu vergleichen und dann zu sagen, ‚Ich trainiere so fleißig und der ist besser als ich, das kann nicht sein. Natürlich dopt der‘, das ist meiner Ansicht nach nicht nur frech, sondern zeugt von Charakterlosigkeit.“
Informationen zum Autor:
Daniel Rubisoier aus der Nähe von Innsbruck ist selbst seit 20 Jahren Ausdauersportler und zehnmaliger Teilnehmer am Ötztaler Radmarathon. 2016 kam er zum dritten Mal in Folge unter die Top 10. Seine Zeit: 7:07 Stunden.