Mont Ventoux - Club der Verrückten
Drei Wege führen auf den Mont Ventoux. Wer alle drei Auffahrten an einem Tag bewältigt, erhält Einlass in den „Club der Verrückten“. Uwe Kolb aus dem Team Nutrixxion4Fun gehört seit Kurzem dazu.
Vor vier Jahren hatte Uwe Kolb den Mont Ventoux schon kennengelernt. Er fuhr ihn damals, von Bedoin beginnend hoch zum Gipfel. Schnell war die Überzeugung gereift: „Das ist mein Berg“. Die Zielsetzung ihn dreimal an einem Tag zu befahren, reifte Ende 2015. Mehr als ein halbes Jahr hatte sich Kolb auf dieses Abenteuer vorbereitet. Fast wäre der Anlauf auf den 1912 Meter hohen weißen Riesen in der Provence noch auf der Zielgeraden gescheitert. Kolbs Mutter verstarb eine Woche vor dem geplanten Start. Doch nur wenige Stunden nach der Beerdigung machte sich der Rheinhesse zusammen mit seiner Ehefrau auf den Weg Richtung Süd-Frankreich. Am darauffolgenden Morgen saß er im Sattel, um sich seinen Traum zu erfüllen.
Mondlandschaft
Wie läuft so eine dreifache Mount-Ventoux-Befahrung ab? Wie beim Pilgern muss man ein sogenanntes Stempelbuch besitzen. Den ersten Stempel gab es für Kolb im Hotel am ersten Startort Bedoin. „Das sollte der härteste Aufstieg sein“, so der Team-N4Fun-Athlet. 21,5 Kilometer lang, maximal 12,5 Prozent steil, 1620 Höhenmeter. Auf 1440 Meter über dem Meer ändert sich alles. Der Berg wird zum Mondkrater. Es gibt keine Bäume mehr, keine Sträucher und kein Gras. Kein Halm sprießt aus dem Geröll. Gut, dass der gefürchtete Mistral-Wind nicht weht. Zwei Kilometer vor dem Gipfel taucht rechts ein grauer Stein auf. Er zeigt die gebückte Silhouette eines Radfahrers und erinnert an Tom Simpson. Der Engländer starb an dieser Stelle am 13. Juli 1967, auf der 13. Etappe der Tour de France. Sein Denkmal am Ventoux wurde seitdem zum Pilgerort. Nach 1:30 Stunden ist Kolb am Gipfel und holt sich im Souvenirladen den nächsten Stempel. Dann heißt es Flaschen auffüllen und kurz die Aussicht genießen. Im Anschluss fährt Kolb nach Malaucéne ab, dem Startpunkt des zweiten Aufstiegs. „Den Stempel gab’s im örtlichen Radgeschäft.“ Diesmal geht es 21,2 Kilometer lang noch oben, 1570 Höhenmeter sind zu überwinden. Die steilste Stelle hat 14 Prozent. Nach 1:35 Stunden steht Kolb zum zweiten Mal auf dem Gipfel und holt sich seinen vierten Stempel. „Das Problem bei dieser Besteigung war die Sonne, die mir von vorn auf den Kopf brannte“, erzählt er lachend. Mit Tempo 70 geht’s wieder hinab, nach Sault. Stempel in der Tourist-
info, Flaschen auffüllen und auf geht’s. Der dritte Aufstieg ist auch gleichzeitig der längste mit 25,8 Kilometern, aber „nur“ mit 1210 Höhenmetern und 4,7 bis 12,5 Prozent maximal. Diesmal schafft es Kolb in 1:36 Stunden. Im Souvenirladen wartet bei 35 Grad im Schatten der letzte Stempel nach genau sechseinhalb Stunden. Jetzt heißt es nur noch einmal nach Bedoin abfahren, wo seine Frau auf ihn wartet. Nach genau sieben Stunden kommt Kolb voller Emotionen dort an.
137 Kilometer, 4400 Höhenmeter
Kolbs Resumee: „Die Hitze war enorm, zum Glück liegt mir die Wärme“, so der 47-Jährige, der allen potenziellen Nachahmern einen Tipp gibt. „Ganz wichtig ist, immer zu trinken.“ 6,5 Liter Endurance-Drink verbrauchte er, dazu verdrückte er jede Stunde einen Riegel und ein Gel. Die letzten drei Stunden verdoppelte er die Kalorienzufuhr. Ansonsten fuhr der Informations-Elektroniker nur nach Herzfrequenz. Maximal 180 Schläge pro Minute, im Durchschnitt 155, so die Daten von Kolb, der in den sieben Stunden Fahrzeit 4400 Höhenmeter und 137 Kilometer zurücklegte. Er fuhr dabei als kleinste Übersetzung 36x28. „Es hat alles super funktioniert“, so Uwe Kolb. Er ist jetzt Mitglied im „Club der Verrückten“.